»Zum Jubiläum 10 Jahre Miniatur Wunderland

16. August 2011 | Von | Kategorie: Allgemein

Interview mit Frederik Braun –
Mitbegründer und Geschäftsführer des Miniatur Wunderlandes

Fre­de­rik, in ein paar Tagen wird das Minia­tur Wun­der­land zehn Jah­re alt. Hät­test Du jemals mit dem Erfolg gerechnet?

Wenn Außen­ste­hen­de mich beschrei­ben, wer­de ich häu­fig als Opti­mist beschrie­ben und natür­lich habe ich häu­fig vorm Ein­schla­fen davon geträumt, dass unse­re ver­rück­te Idee erfolg­reich wird. Aber mit die­ser Ent­wick­lung habe ich nicht mal in mei­nen kühns­ten Träu­men gerech­net. Ich stel­le mich regel­mä­ßig an die Kas­se und bin danach jedes Mal wie­der baff. Die Leu­te kom­men mitt­ler­wei­le aus allen Tei­len der Welt nach Ham­burg, nur um uns zu besu­chen. Das kann ich bis heu­te kaum fassen.

Kannst Du Dir erklä­ren, wie­so das Wun­der­land so erfolg­reich wurde?

Ich glaub’, es ist eine Mischung aus Glück, Lie­be zum Detail, Per­fek­tio­nis­mus, einem groß­ar­ti­gen Team und dem „Anders­sein“. Wenn man es auf einen Satz run­ter­bre­chen soll­te, kann man es viel­leicht so beschrei­ben: Unser Erfolg ist unse­re Unwirt­schaft­lich­keit. Klar war das Wun­der­land auch eine Geschäfts­idee, aber vor allem ein Traum, den wir alle mit Hin­ga­be leben. Wenn die Men­schen über die Anla­ge gehen und auch noch im fast Unsicht­ba­ren klei­ne lie­be­voll gestal­te­te Sze­nen ent­de­cken, wis­sen sie es zu schät­zen, dass wir nicht irgend­ei­ne Frei­zeit­hol­ding sind, son­dern ein ver­rück­ter Hau­fen, der Spaß an der Sache hat. Dass wir davon auch noch gut leben kön­nen, ist mein größ­tes Glück.

Hat sich für Dich an der Arbeit etwas geän­dert – kommst Du noch jeden Tag mit dem glei­chen Gefühl ins Büro?

Mein Arbeits­all­tag hat sich natür­lich geän­dert. Frü­her habe ich ver­sucht, alles sel­ber zu machen und bin mitt­ler­wei­le glück­lich, dass wir 230 Leu­te im Team haben, die vie­les deut­lich bes­ser kön­nen als ich. Ich glau­be, wenn ich jetzt in den Modell­bau gehen wür­de und sagen wür­de, ich möch­te ab sofort wie­der sel­ber bas­teln, wären Eini­ge mas­siv Herz­in­farkt gefähr­det. Ich habe über die Jah­re gelernt, dass wir ein wun­der­vol­les Team haben, das von allein mit so viel Hin­ga­be und Freu­de arbei­tet und baut und ein links­hän­di­ger Chef nur auf­hal­ten würde.

Okay, offen­sicht­lich bist Du kein biss­chen müde und steckst vol­ler Taten­drang. Aber gab es nicht auch mal Momen­te, an denen Du hin­schmei­ßen wolltest?

Die gab es häu­fig. Ich erin­ne­re mich zum Bei­spiel an den Tag der Eröff­nung zurück. Ich hat­te geträumt, dass tau­sen­de Men­schen vor der Tür ste­hen. Es kamen gera­de mal 200. Da hät­te ich mich am liebs­ten ein­ge­schlos­sen und geheult. Oder die ers­ten Expe­ri­men­te mit Ber­gen. Die Ber­ge sahen eher aus wie eine geschmol­ze­ne Tor­te, und ich dach­te mir, dass bekom­men wir nie hin. Aber dann hat­te ich immer das Glück, dass ich Leu­te um mich her­um hab’, die mich wie­der auf­ge­rich­tet und ange­scho­ben haben. Zuletzt konn­te ich Anschie­ber bei mei­nem Zwil­lings­bru­der sein. Ich weiß nicht, wie häu­fig Ger­rit wäh­rend des Baus des Flug­ha­fens in mein Büro kam und ver­zwei­felt vor mir saß und alles hin­schmei­ßen woll­te. Nach sechs Jah­ren und 150.000 Arbeits­stun­den hat er am Ende ein Meis­ter­werk geschaf­fen. Ich glau­be, man braucht sol­che Pha­sen, um dann auf­ge­rich­tet durch­star­ten zu können.

Und anders­her­um, was waren Dei­ne schöns­ten Momen­te in den letz­ten 10 Jahren?

Davon gab es so unend­lich vie­le. Sicher­lich waren die Eröff­nun­gen aller Abschnit­te her­aus­ra­gend. Fast jedes Mal ver­lief es nach dem glei­chen Sche­ma. Nach­dem wir einen Eröff­nungs­ter­min kom­mu­ni­ziert hat­ten, fie­len uns noch tau­send klei­ne Din­ge ein, die wir unbe­dingt noch bau­en woll­ten. Am Ende saßen wir dann fast alle Tag und Nacht vor der Anla­ge und dach­ten, wir schaf­fen das nie. Und zum Tag der Eröff­nung war dann doch alles fer­tig. Genau die­ses Gefühl ist phä­no­me­nal. Eigent­lich völ­lig fer­tig aber über­glück­lich, es dann doch geschafft zu haben. Ein ande­rer ganz beson­de­rer Moment war für mich die Ver­lei­hung des Bun­des­ver­dienst­kreu­zes für unser sozia­les Enga­ge­ment. Als ich davon gehört habe, dach­te ich, es wäre ein Scherz. Es gibt so vie­le Leu­te, die Gutes tun, wie­so gera­de wir. Als ich dann aber das Kreuz ange­steckt bekom­men habe, war ich stolz wie Oskar.

Der zehn­te Geburts­tag könn­te auch so etwas wie ein Wen­de­punkt sein: Die Kind­heit neigt sich dem Ende und nun kommt die wil­de Puber­tät. Wie wird es wei­ter gehen?

Eins kann ich mit Sicher­heit sagen: Es wird nicht auf­hö­ren. Wir haben mitt­ler­wei­le Aus­bau­plä­ne bis 2020. Als nächs­tes kom­men Ita­li­en, Frank­reich, Eng­land und Afri­ka. Wenn es nach mir geht und wir genü­gend Platz haben, bau­en wir noch weit bis nach mei­ner Ren­te. An Ideen man­gelt es nicht. Für mich steht aber fest – wir wer­den Ham­burg treu blei­ben. Wir hat­ten in den letz­ten Jah­ren Ange­bo­te von Inves­to­ren­grup­pen aus allen Tei­len der Welt, Able­ger zu bau­en. Bis­her haben wir alles abge­sagt. Es ist schön, wie es ist und sowohl Ger­rit als auch ich haben kei­ne All­machts­phan­ta­sien und wol­len die gan­ze Welt erobern. Wir sind ein­fach nur glück­lich über das, was uns ver­gönnt ist und wol­len das wah­ren und in klei­nen Schrit­ten ausbauen.

Quel­le: Minia­tur-Wun­der­land, Hamburg
Fotos:
Minia­tur-Wun­der­land, Hamburg

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